Myriam Gindorf

ALUMNA DOKTORANDIN

 

Universität des Saarlandes

Campus C5 3, Raum 2.14

66123 Saarbrücken

 

Fon +49 (0)681 / 302-4071

E-Mail myriam.gindorf(at)uni-saarland.de

 

 

 

 

Myriam Gindorf studierte an der Universität des Saarlandes Germanistik, Geographie und Philosophie. Ihr Studium schloss sie 2013 mit dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen (Deutsch und Erdkunde) ab. Von April 2015 bis Oktober 2018 war sie im Graduiertenkolleg mit einem Promotionsprojekt zu literarischen und filmischen Sterbeträumen beschäftigt (Betreuer: Prof. Dr. Manfred Engel).

 

Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität des Saarlandes in der Fachrichtung Germanistik.

 

    • Träume und andere brüchige Welten in Literatur und Film 
    • Unzuverlässiges Erzählen
    • serielle Erzählformen
    • Paratexte

     

     

    Liminale Träume. Unzuverlässig erzählte Traumwelten in Literatur und Film

     

    Selbst zur schieren Todesangst gesteigerte Alpträume verlieren ihre Bedrohlichkeit, sobald wir nach dem Erwachen die Welt in bester Ordnung vorfinden. Doch wie verhält es sich, wenn der Träumer nicht sicher im heimischen Bett liegt, sondern tatsächlich in Lebensgefahr schwebt? Würde er erkennen, »daß er sein Sterben gewissermaßen – versäumt hat?«, fragt sich der fiktive Gelehrte Vetering in Daniel Kehlmanns Novelle Der fernste Ort (2001) und konstatiert augenzwinkernd: »Der Hades, mein Lieber, beginnt hinter der nächsten Straßenecke.« (S. 76 f.). Veterings Warnung zum Trotz begreift die Hauptfigur Julian erst nach einer langen Reise, dass die Welt, die ihn »fest zu umgeben scheint, bereits seit einer Weile die Emanation seines Bewußtseins ist« (S. 77). Die Traumflucht scheitert und Julian ertrinkt.

     

    Von Ambrose Bierce über Leo Perutz, Vladimir Nabokov, Ernest Hemingway oder Alexander Lernet-Holenia bis hin zu Ilse Aichinger und Daniel Kehlmann finden sich in der Literatur etwa seit Ende des 19. Jahrhunderts Erzählungen, die ›letzte Träume‹ imaginieren: Liminale Träume von Sterbenden oder Träume auf der Schwelle zum Tod, kurz: Sterbeträume. Die Todesnähe nehmen die Träumenden zunächst nicht wahr. Somit sind diese Erzählungen oft durch eine überraschende Auflösung und doppelte Grenzüberschreitung gekennzeichnet – mit dem Traum endet auch das Leben – oder die Grenzen zwischen Träumen versus Wachen und Diesseits versus Jenseits verwischen. Schließlich gibt es auch ›traumhafte‹ Darstellungen (u.a. in Film und Videospiel), die Anleihen bei diesen Sterbe- und Todesträumen machen.

     

    Die kulturelle Auseinandersetzung mit dem Traum und seiner Andersartigkeit ist die wechselhafte Geschichte einer ontologischen Standortbestimmung: Dem Traum wird ein Platz in oder außerhalb der (Wach-)Welt zugewiesen und eine Grenze gezogen. Sterbeträume vollführen nun another turn of the screw: Sie verschränken den Traumdiskurs mit dem Todesdiskurs und machen sich das Grenzgebiet des Sterbens fiktional zu eigen. Das Erkenntnisinteresse gilt daher dem gesteigerten Potential an Fremdheit und Verunsicherung, das Sterbeträume bieten: Wie wird die doppelte Grenzerfahrung des Träumens und Sterbens gestaltet? Einerseits zielt die Fragestellung auf die medienästhetische Gestaltung. Andererseits ist von Interesse, welche Wirklichkeit(en) Sterbeträume konstruieren. Wie lassen sich diese Weltentwürfe wissenspoetologisch und philosophisch korrelieren?

     

    Literatur:

    Kehlmann, Daniel: Der fernste Ort. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001.

     

     

    Ausstellungskatalog

    Myriam Gindorf, Julian Lucks, Janina Sara Klein u. Hannah Yasmine Chegwin (Hrsg.): »Sich träumend über die Misere zu erheben«. Das druckgraphische Werk von Caspar Walter Rauh. Ausst.-Kat. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken. Hannover: Wehrhahn 2017.

     

    Lexikonartikel

    »Der Traum« (Friedrich Hebbel). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, 2015; traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22Der_Traum%22_(Friedrich_Hebbel)

     

     

     

     

    Oktober 2018

    Vortrag auf dem Workshop des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, Universität des Saarlandes; Vortragstitel »›If this is a dream, the whole world is inside it‹ – Die liminale Traumwelt in Marc Forsters Spielfilm Stay (2005)«

     

    Mai 2017

    Einleitender Kurzvortrag im Saarbrücker Kino achteinhalb zu Andrei Tarkowskis Film Serkalo  (dt. Der Spiegel ) im Rahmen der Filmreihe »Traumschau«

     

    September 2016

    Vortrag auf dem 25. Germanistentag, Universität Bayreuth; Vortragstitel: »›Seien Sie vorsichtig!‹ – Unzuverlässiges Erzählen zwischen Traum und Wirklichkeit in Daniel Kehlmanns frühen Prosatexten«

     

    Juli 2016

    Vortrag im Rahmen des Workshops »Online-Lexika und Datenbanken«; Eberhard Karls Universität Tübingen; Vortragstitel: »Lexikon Traumkultur«

     

     

     

     

       

       

      • Kuratierung der Ausstellung »Caspar Walter Rauhs Traumwelten – Druckgraphik im Phantastischen Realismus« in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken, 27.4.–17.6.2017 (zusammen mit Hannah Yasmine Chegwin, Julian Lucks und Janina Sara Klein) 
      • Konzeption der Filmreihe »Traumschau« im Saarbrücker Kino achteinhalb, 24. Mai, 31. Mai, 7. Juni 2017 (zusammen mit Hannah Yasmine Chegwin und Julian Lucks) 
      • Konzeption, Redaktion und Administration des Wikis »Lexikon Traumkultur« www.lexikon-traumkultur.de (zusammen mit Prof. Dr. Manfred Engel)
      WiSe 2018

      Proseminar »An der Schwelle zur erzählten Welt. Paratexte in Literatur und Film« an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken