Carolin Marie Buchheit

ALUMNA DOKTORANDIN

Carolin Marie Buchheit wurde 1989 in Saar­louis ge­boren und studierte im An­schluss an ihr AbiBac (deutsch-französisches Abitur) im Jahr 2009 an der Universität des Saar­landes Romanistik (Französisch/Spanisch) und Ver­gleichende Sprach- und Literatur­wissenschaft sowie Trans­lation. Nach Er­langung des Bachelor­grades im Jahr 2012 nahm sie an der Universität des Saar­landes ein Master­studium in den Fächern Romanistik Französisch und All­gemeine und Ver­gleichende Literatur­wissenschaft auf, das sie 2014 ab­schloss.  

 

Von April 2015 bis März 2018 war Carolin Marie Buchheit Doktorandin im Graduierten­kolleg »Europäische Traum­kulturen«. Ihr Dissertations­projekt be­schäftigt sich mit »Klartraum und Autorschaft – Der Klarträumer als ›dream work bricoleur‹«

  • Luzide Träume in Literatur und Film
  • Filmische und literarische Narrationsstrategien
  • Die Komik der Fremdsteuerung in Jules Vernes Werken
  • Paris-Darstellungen in der Flaneur-Literatur des 19. Jahrhunderts
  • Die Gattung des Lais
  • Frauenbilder, Ehe- und Liebeskonzeption in der französischen Literatur des Mittelalters

 

Klartraum und Autorschaft – Der Klarträumer als »dream work bricoleur«

 

Im Mittel­punkt des Dissertations­projektes steht die Analyse literarischer und filmischer Dar­stellungen von Klar­träumen (vom Träumer bewusst erlebte und gesteuerte Träume1) aus medien­ästhetischer Perspektive.

 

Ob­gleich der luzide Traum erst ab dem 19. Jahr­hundert mit Hervey de Saint-Denys’ Les rêves et les moyens de les diriger (1867) zum Gegen­stand einer syste­matischen wissen­schaftlichen Aus­einander­setzung wird,2 finden sich die Mechanismen des Klar­traums in den Künsten durch die Jahr­hunderte hin­durch von frühen Wer­ken der Antike wie etwa Homers Ilias bis hin zu Gegen­warts­literatur und -filmen wieder. Wie kommt es, dass ein im Hin­blick auf die Wissen­schaft noch so junges Phäno­men epochen­über­greifend in den Künsten ver­arbeitet wurde? Was macht den ästhetischen Reiz des Klar­traums aus, der Literaten wie Regisseure zur Aus­einander­setzung mit diesem Spezial­fall des Traums bewog und welche Formen nimmt die medien­ästhetische Realisierung des luziden Traums an? In­wie­fern gingen ab dem 19. Jahr­hundert wissen­schaftliche Klar­traum­theorien in einzelne literarische und filmische Werke ein und in wel­cher Hin­sicht brachte dies einen Mehr­wert für die künstlerische Dar­stellung mit sich? Diesen Fragen soll im Rah­men der Dissertation nach­ge­gangen werden. Der Schwer­punkt des Text­korpus wird dabei auf Wer­ken des 19. bis 21. Jahr­hunderts liegen, da der luzide Traum ab dem 19. Jahr­hundert im Kontext wissen­schaftlicher Studien3 und der An­er­kennung des Traums als ästhetische Ka­te­gorie der Literatur ver­mehrt Ein­gang in die Künste fand.4

 

Anders als der ge­wöhn­liche Träumer, der, nach Addison, le­dig­lich als Theater, Zu­schauer und Schau­spieler5 in einem von seinem Unter­bewusst­sein ins­zenierten »Improvisations­theater [des Traums]«6 fun­giert, ver­mag der Klar­träumer als Autor des Stücks aufzutreten. Als handelndes Subjekt, das sich des Träu­mens und seiner Ge­staltungs­freiheit bewusst ist,7 kann er die im Traum ge­ge­benen Möglich­keiten der kreativen Selbst­verwirk­lichung vollends aus­kosten. In­dessen be­einflusst sein Unter­bewusst­sein als Co-Autor zu­weilen den Schöpfungs­prozess.8

 

Der Klar­traum kann als Modell künst­lerischer Kreativität an­ge­sehen werden, denn der luzide Träumer ge­staltet als Autor eigene fiktive (Traum-)Welten und ver­leiht seiner Kreativität im spielerischen Ex­perimentieren mit seinen Gestaltungs­möglich­keiten Aus­druck. Dieser These soll im Rah­men einer Studie zum ästhe­tischen Potenzial des luziden Traums und seiner Ver­arbeitung in Literatur und Film nach­ge­gangen werden. Ein zentraler Bau­stein dieser Studie wird eine induktiv, im Hin­blick auf die Mimesis des Traums in Literatur und Film ent­wickelte Typologie von Künstler­klar­träumern sein. Letztere unter­scheiden sich hin­sicht­lich des Grades ihrer Inter­vention in den eigenen oder einen frem­den Traum. Darauf auf­bauend gilt es im Haupt­teil der Arbeit herauszuarbeiten, wie der luzide Traum und die verschiedenen Klarträumertypen in den einzelnen Epochen und Medien (Literatur und Film) dargestellt werden und ob einige Typen bevorzugt innerhalb eines bestimmten Mediums auftreten.

 

 

1 Vgl. Paul Tholey: Klarträume als Gegenstand empirischer Untersuchungen. In: Gestalt Theory 2. 1980. S. 175-191, hier S. 175.

 

2 Vgl. Brigitte Holzinger: Der luzide Traum. Phänomenologie und Physiologie [1994]. 2. Auflage. Wien: WUV-Universitätsverlag 1997. S. 32.

 

3 Vgl. Holzinger: Der luzide Traum. S. 32.

 

4 Vgl. Hans-Walter Schmidt-Hannisa: »Der Träumer vollendet sich im Dichter«. Die ästhetische Emanzipation der Traumaufzeichnung. In: Burkhard Schnepel (Hrsg.): Hundert Jahre »Die Traumdeutung«. Kulturwissenschaftliche Perspektiven in der Traumforschung. Köln: Köppe 2001 (= Studien zur Kulturkunde 119). S. 83–106, hier S. 84.

 

5 Vgl. Joseph Addison: Essay on Dreams. In: The Spectator 487 (1712); zit. nach: The works of the right honourable Joseph Addison. 6 Bde. A new edition with large additions, chiefly unpublished, collected and edited by Henry G. Bohn [Bd. 4]. London: Bohn’s British Classics 1856. S. 1–4, hier S. 3.

 

6 Manfred Engel: Jeder Träumer ein Shakespeare? Zum poetogenen Potential des Traumes. In: Karl Eibl, Manfred Engel u. Rüdiger Zymner (Hrsg.): Anthropologie der Literatur. Poetogene Strukturen und ästhetisch-soziale Handlungsfelder. Paderborn: mentis 2004. S. 102–117, hier S. 114.

 

7 Vgl. Paul Tholey: Haben Traumgestalten ein eigenes Bewußtsein? Eine experimentell-phänomenologische Klartraumstudie. In: Gestalt Theory 7 (1985) H. 1. S. 29–46, hier S. 30.

 

8 Vgl. Holzinger: Der luzide Traum. S. 108.

 

 

Aufsatz

Jeder Klarträumer ein Poet? Vom Künstler- und Spielersubjekt im luziden Traum. In: Henrieke Stahl (Hrsg.): Grundlagen. Zur Theorie des lyrischen Subjekts im Kontext der neueren Dichtung. München: Kubon-Sagner 2019 (= Neuere Lyrik) [im Druck]

 

Lexikonartikel

»Les rêves et les moyens de les diriger« (Marie Jean Léon Lecoq d’Hervey de Saint-Denys). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, 2016; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22Les_r%C3%AAves_et_les_moyens_de_les_diriger%22_(Marie_Jean_L%C3%A9on_Lecoq_d%E2%80%99Hervey_de_Saint-Denys)

 
Übersetzung

Ernst & Young Société d’Avocats, Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer (Hrsg.): Deutsche Unternehmen in Frankreich. Geschäftslage, Einschätzungen und Erwartungen 2014–2017 (Les entreprises allemandes en France. Situation économique, perceptions et perspectives 2014–2017). Studie. Aus dem Französischen von Carolin Buchheit. Paris: EY 2014 (37 Seiten).

 

 

 

Februar 2017

Vortrag im Rahmen des 3. Workshops des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« an der Universität des Saarlandes; Vortragstitel: »Der Klartraum als Experimentierfeld für gewagte Theorien in Denis Diderots Le rêve de D’Alembert (1769)«

 

November 2015

Vortrag im Rahmen der internationalen Konferenz »Grundlagen: Zur Theorie des lyrischen Subjekts im Kontext der neueren Dichtung« an der Universität Trier; Vortragstitel: »Jeder Klarträumer ein Poet? Vom Künstler- und Spielersubjekt im luziden Traum«

 

Theatergruppe

In Zusammenarbeit mit der Doktorandin Kristina Höfer und der studentischen Theatergruppe Thunis der Universität des Saarlandes:

 
»Luzid«

von Rafael Spregelburd

 

11.5.–13.5.2016 | 19.30 Uhr | Theater im Viertel, Saarbrücken

In Zusammenarbeit mit den Doktoranden Murat Ates, Katina Baharova und Moritz Klein:  

Durs Grünbein

Vortrag »Über das Träumen«

Lesung aus dem neu erschienenen Buch »Die Jahre im Zoo«  

 

2.3.2016 | 20 Uhr | Künstlerhaus Saarbrücken

  • Juli 2015 – Mai 2016: Vertretung der KollegiatInnen in der Gruppe Internationales des Graduierten kollegs »Europäische Traumkulturen« (Auswahl, Betreuung der Kurzzeitgastdozenturen und  Mercator Fellows im Graduiertenkolleg sowie Mitorganisation von kollegsinternen Veranstaltungen der GastdozentInnen) an der Universität des Saarlandes
  • 17./18. Mai 2015: Mitorganisation und Moderation des Workshops »Dreams and the Creative Process« von Dr. Deirdre Barrett (Harvard Medical School, Boston) an der Universität des Saarlandes