Traum | Experimente
Ein Kinoabend zu Träumen im experimentellen Bewegtbild
(Alice Bleistein, Natascha Denner, Alexander Kerber, Hendrik Rungelrath)
Montag, 5. Juni 2023, 20:00 Uhr, Kino »achteinhalb« Saarbrücken, Eintritt: 7,- € / 6,- € (ermäßigt)
Von der Traumforschung zum Traumexperiment – das Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« erkundet den Kinosaal: Seit der Entwicklung des Mediums Film werden mögliche Verbindungen von Traum und Bewegtbild in Filmwissenschaften, Philosophie und Soziologie intensiv diskutiert. Allerdings finden experimentelle Auseinandersetzungen mit Träumen und Traumästhetiken im Bereich des Avantgarde-Films außerhalb des wissenschaftlichen Diskurses noch immer wenig Beachtung – und das, obwohl gerade sie das subversive Potential des Traums und des Mediums Film bis an die Grenzen des Darstellbaren ausreizen. Solchen ›Traumexperimenten‹ möchte das Kulturprojekt am Beispiel des experimentellen Kurzfilms eine Bühne geben – und dabei zugleich eine Art Topologie traumbezogener Themen und Techniken entwickeln.
Beim Kinoabend im Saarbrücker Kino »achteinhalb« werden Kurzfilme aus verschiedenen Epochen der Filmgeschichte und verschiedenen Genres zwischen Videokunst und Musikvideo präsentiert und von Prof. Dr. Stephanie Catani aus medienwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Zusätzlich haben die Organisator:innen des Kulturprojekts ihre eigenen Erfahrungen mit den unterschiedlichen Medien Film, Literatur und Klangkunst in drei Kurzfilmen umgesetzt, die auf eigenen Traum-Erfahrungen beruhen und die beim Kinoabend ebenfalls gezeigt werden.
Gastvortrag von Barbara Breitenfellner
Codierter Schlaf. Künstlerische Inszenierungen von Traumprotokollen
In den letzten zwanzig Jahren hat Barbara Breitenfellner ihre Träume, die von Kunst und der Kunstwelt handeln, notiert. Seit 2008 sind ihre Installationen Inszenierungen dieser nächtlichen Aufzeichnungen. Der Traumtext ist dabei zugleich Arbeitsanweisung und Titel des Werks. In der Tradition anderer Künstler*innen (Meret Oppenheim, Jim Shaw) und Schriftsteller*innen (Marguerite Yourcenar, Heiner Müller), die sich mit Traumerinnerungen auseinandersetzen, benutzt sie ihre Protokolle für verdichtete und verfremdete, oft absurde Darstellungen des Kunstmachens, Kunstzeigens und Künstlerseins.
Der Vortrag findet am 4. Mai 2023 um 18:00 Uhr im Geb. B3 1, Seminarraum 1.30 statt.
Siebzehnte erfolgreiche Verteidigung der Dissertationsschrift
Die Doktorandin Agnes Spengler verteidigte am 20. Januar 2022 erfolgreich ihre Dissertationsschrift »Schlaf, Traum und Traumdivination in lateinischen Aristoteles-Kommentaren des 13.und 14. Jahrhunderts«. Sie ist damit die siebzehnte Kollegiatin des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, die das Promotionsverfahren abgeschlossen hat. Die Mitglieder des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« gratulieren der Promovendin ganz herzlich und wünschen ihr weiterhin alles Gute.
»Traumstädte«
Lesung und Gespräch mit Sebastian Guhr
Wir möchten Sie herzlich am 02. Februar, 19 Uhr, zu unserer Veranstaltung „Traumstädte“ mit Sebastian Guhr in der Villa Lessing (Lessingstr. 10, 66121 Saarbrücken) einladen. Der Berliner Autor wird aus seinem 2017 erschienen Roman Die Verbesserung unserer Träume vorlesen und anschließend mit dem Publikum ins Gespräch kommen.
In Guhrs Roman verbinden sich Traum und Stadt zu einer komplexen Erzählung. In seiner Traumstadt – der Oneiropole – entwickeln Träume ein widerständiges Potenzial. Sie sind ein unberechenbarer Störfaktor in einer Gesellschaft, die Selbsterweiterung zu ihrem höchsten Ideal erklärt hat. Die Träume beziehen ihre Sprengkraft für die utopische Vision daraus, dass sie eine alternative Erfahrung zur Wachwelt ermöglichen, die sich bewusster Kontrolle entzieht. Für Guhr verweisen die Träume auf „das natürliche Wuchern in den Köpfen“ der Menschen und bilden die verworrene Rückseite eines geordneten gesellschaftlichen Stadtlebens.
Die Lesung findet im Rahmen eines Kulturprojekts des Graduiertenkollegs „Europäische Traumkulturen“ der Universität des Saarlandes unter enger Zusammenarbeit mit der „Villa Lessing – Liberale Stiftung Saar“ statt.
Um eine Anmeldung wird gebeten unter veranstaltungen(at)villa-lessing.de oder über die Veranstaltungsseite der Villa Lessing https://www.villa- lessing.de/veranstaltungen/veranstaltungskalender/traumstadte/.
Workshop „Lexikon Traumkultur – Neue Beiträge und Weiterentwicklung“
Im Rahmen des Kulturprojektes zur Weiterentwicklung des Lexikons Traumkultur (www.lexikon- traumkultur.de) lädt das Graduiertenkolleg am Freitag, den 27.01.2023, von 10.00 – 16.00 Uhr zum Workshop „Lexikon Traumkultur– Neue Beiträge und Weiterentwicklung“ in den Konferenzraum des August-Wilhelm Scheer Graduate Centre (Gebäude C9 3) der Universität des Saarlandes ein.
Das Programm, das von Till Speicher und Constantin Houy organisiert wurde, umfasst sieben Vorträge sowie Diskussionen zu den neuesten abgeschlossenen und noch in Arbeit befindlichen Beiträgen zum Lexikon Traumkultur. Der Programmplan gliedert sich wie folgt:
09:30 – 10:00 Registrierung
10:00 – 10:15 Begrüßung und Einführung
10:15 – 10:45 Lina Saar (Saarbrücken): Das Motiv des Traums in Johann Rists Abendlied »Werde munter mein Gemüte«
10:45 – 11:15 Alexander Kerber (Saarbrücken): Zwischen Traum und Traum. Der Zirkeltraum in Hubert Fichtes »Der Platz der Gehenkten«
11:15 – 11:45 Stephanie Kunzemann (Rom, Italien): »Die mit Handschellen vom Traum Gefesselten« im Roman »Il cardillo addolorato« [Die Klage des Distelfinken] von Anna Maria Ortese (1993)
11:45 – 13:00 Mittagspause
13:00 – 13:30 Dr. Hendrik Rungelrath (Saarbrücken): »›Hay que caminar‹ sognando« Zur traumthematischen Interpretation von Luigi Nonos Violinenduo
13:30 – 14:00 Dr. Heike Endter (München): Zwei Tiere im Winterwald. Der gemeinsame Traum im Film »Körper und Seele«
14:00 – 14:30 PD Dr. Sandra Nuy (Siegen): Die visuelle Dramaturgie erotischer Träume. Über Stanley Kubricks Film »Eyes Wide Shut«
14:30 – 14:45 Kaffeepause
14:45 – 15:15 Dr. Simone Kosica-Fawcett (Saarbrücken): Träumereien im Rahmen der Topo-Analyse Gaston Bachelards anhand seines Werkes »Poetik des Raumes«
15:15 – 16:00 Diskussion, Zusammenfassung und Verabschiedung
Neben allen Zugehörigen des Graduiertenkollegs Europäische Traumkulturen sind alle Interessierten herzlich eingeladen, am Workshop im Graduate Centre in Saarbrücken oder auch online teilzunehmen. Die Online-Teilnahme ist über MS Teams unter folgendem Link möglich: Click here to join the meeting
In beiden Fällen wird um vorherige Anmeldung bei einer der folgenden Adressen spätestens bis zum 25.01.2023 gebeten: till.speicher(at)uni-saarland.de, constantin.houy(at)uni-saarland.de.
Gastvortrag von Richard Walsh
Formative processing: Dreaming and Narrative Form
This talk is dediceted to the subject of dreams from the perspective of narrative theory, so the first concern will be to provide some background in narrative theory itself in order to explain why that is plausible and interesting. This will lead into a detailed discussion of the relation between dreaming and narrative in the context of predictive processing accounts of cognition and issues of mental representation. Professor Walsh will talk about his involvement in the Threshold Worlds project on dreams, and in particular the Threshold Worlds dream survey. Finally, he will offer some close analysis of a dream (report), keyed into the issues raised earlier in connection with predictive processing and emphasising the relation between dreaming and narrative creativity.
The lecture will take place on January 11, 2023 at 6 p.m. at the Saarland University, building B 3.1, lecture hall III (0.12)
Gastvortrag von Elisabeth Bronfen
Der Fokus des Vortrags liegt:
— erstens auf der Idee des Traums als Ort, an dem sich laut Freud „der andere Schauplatz“ des Unbewussten ausdrückt und die Bühne ebenfalls als ein „andere Schauplatz“ verstanden werden kann. In beiden Fällen lässt sich davon sprechen, wie Material in verschobener, entorteter, verschränkter Weise zum Ausdruck gebracht wird, welches am Tag, im Alltäglichen so nicht ausgedrückt werden kann oder darf. Diese Analogie zwischen Theater und Traum wird von Shakespeare ganz explizit im „Sommernachtstraum“ durchgespielt, wobei man sowohl das ganze Stück als Traum verstehen soll, aber auch im Stück verschiedene Figuren einschlafen und Träumen (Hermia, Titania). Doch auch das, was sich im nächtlichen Wald abspielt, kann als Hippolytas Traum verstanden werden.
— zweitens wird jenen Traumvisionen nachgegangen, die vorausahnenden Charakter haben: in „Romeo und Julia“ gibt es mehrere Träume, die das Tragische vorausahnen (Romeo, Mercution und Juliet selbst). In „Othello“ träumt Brabantio im ersten Akt, was sich dann vollziehen wird. Es ließen sich fragen, ob die tragischen Handlungen Wunschfantasien sind.
— drittens wird – um die Gattungen zu mischen – auch auf die Träume in „Julius Caesar“ eingegangen, weil diese ebenfalls prophetisch sind. Hier ist aber weniger das persönliche entscheidend, sondern vielmehr, wie das tragische Ereignis, welches Calpurnia und der soothsayer vorausahnen, politische Konsequenzen hat.
— und schließlich wird Lady Macbeth und ihr Schlafwandel behandelt. Sie spielt mit wenigen Worten und Gesten vor, was wir bereits gesehen haben. Hier schließt der Vortrag dann wieder an den Anfang an – das Unbewusste, welches sich im Traum und auf der Bühne äußert.
Elisabeth Bronfen ist Professorin für Anglistik und Amerikanistik an der Universität Zürich und seit 2007 Global Distinguished Professor an der New York University. Sie promovierte an der Universität München zum Thema des literarischen Raums in Dorothy M. Richardsons Roman Pilgrimage und habilitierte fünf Jahre später mit einer Arbeit über Darstellungen von Weiblichkeit und Tod, die unter dem Titel Over Her Dead Body: Death, Femininity, and the Aesthetic (Manchester UP) erschienen ist. 2017 wurde sie mit der Martin-Warnke-Medaille der Aby-Warburg-Stiftung ausgezeichnet, 2018 wurde sie zur Botschafterin der Friedrich-Alexander-Universität ernannt.
Als Spezialistin für die Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts forscht sie auch in den Bereichen Gender Studies, Psychoanalyse, Film, Kulturtheorie und visuelle Kultur. Zu ihren jüngsten Monographien gehören u.a. Specters of War: Hollywood's Engagement with Military Conflict sowie ein Buch über Mad Men und das amerikanische kulturelle Imaginäre, Crossmappings, eine Sammlung von Essays über visuelle Kultur, eine Sammlung über Hollywood und das amerikanische Projekt sowie eine Reihe von Gesprächen mit Siri Hustvedt. Außerdem hat sie ihre kulinarischen Memoiren unter dem Titel Obsessed. A Cultural Critics Life in the Kitchen. Zu den aktuellen Forschungsprojekten gehören eine Monographie über die Aneignung von Shakespeare in zeitgenössischen Fernsehspielen, Shakespeare und das Lesen für die Serialität, Serialität und DVD-Romane des 21. Jahrhunderts sowie das Geschlecht der politischen Souveränität.
Weitere Informationen über Elisabeth Bronfen finden Sie hier.
ACHTUNG! RAUMÄNDERUNG!
Der Vortrag findet im Geb. B3 2, Hörsaal 0.03 statt.
Sechzehnte erfolgreiche Verteidigung der Dissertationsschrift
Die Doktorandin Kathrin Neis verteidigte am 11. November 2022 erfolgreich ihre Dissertationsschrift »›A Dream within a Dream within a Dream‹. Formen, Funktionen und Deutungsaspekte von Traum-im-Traum-Strukturen«. Sie ist damit die sechzehnte Kollegiatin des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, die das Promotionsverfahren abgeschlossen hat. Die Mitglieder des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« gratulieren der Promovendin ganz herzlich und wünschen ihr weiterhin alles Gute.
Öffentlicher Vortrag von Lothar Müller
Die Apollokerzen, der Wunderblock und die Seele im technischen Zeitalter. Freuds Dinge.
Am Dienstag, den 11. Oktober 2022, spricht Lothar Müller (Berlin) im Rahmen der internationalen Tagung „Dinge träumen“ um 18 Uhr im Saarbrücker Filmhaus über sein Buch Freuds Dinge. Der Diwan, die Seele & die Apollokerzen im technischen Zeitalter.
Der Vortrag zielt auf eine kulturhistorische Lokalisierung der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Er entfaltet die These, dass die Dinge in der Praxis wie in den Schriften Freuds eine unscheinbare, aber konstitutive Rolle spielen, im Blick auf Traumerzählungen wie als metaphorische Ressource der noch jungen Disziplin. Die historische Signatur der Dinge, so lässt sich zeigen, geht als lange unbeachtet gebliebene Hintergrundvoraussetzung in die Theoriebildung Freuds ein.
Der Abend mit Vortrag und anschließendem Publikumsgespräch findet als Kooperationsveranstaltung zwischen dem Filmhaus Saarbrücken und dem DFG- Graduiertenkolleg „Europäische Traumkulturen“ statt. Er wird von der Kollegssprecherin, Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser, moderiert und gehört zum Programm der internationalen Tagung „Dinge träumen“.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.