
Dr. Hannah Chegwin
ALUMNA DOKTORANDIN
Hannah Chegwin wurde 1987 in Swindon (England) geboren und studierte an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz Kunstgeschichte und Romanische Philologie (Italienisch). Ihre Magisterarbeit im Fach Kunstgeschichte schrieb sie über Traumbilder in der italienischen Malerei der Renaissance (Erstgutachterin: Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra). Ende 2014 beendete Hannah Chegwin ihr Studium mit dem Abschluss Magistra Artium.
Von April 2015 bis März 2018 war Hannah Chegwin Doktorandin im Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« und arbeitete an ihrem Dissertationsprojekt zu »Traumbilder der Renaissance als Wissensbilder« (Erstgutacherin: Prof. Dr. Sigrid Ruby).
Forschungsinteressen
- Bildkünste der Frühen Neuzeit (insbesondere der Renaissance) in Italien
- Kunst und Kultur Italiens
- Phantastik in Malerei und Druckgraphik
- Surrealismus
Abstrakt des Promotionsprojekts
Der Traum des Fürsten. Gemalte Träume in der italienischen Renaissance
Die Traumthematik weckte nach Ende des Mittelalters im Zuge der Neuinterpretation antiker Traktate über den Traum vor allem in humanistischen Kreisen starkes Interesse. Die gar positive Konnotation dieses rätselhaften Phänomens entwickelte sich allem voran durch die Schrift Theologia Platonica (1482) des Philosophen Marsilio Ficino, der in seinem Werk den Gedanken äußerte, dass im Traume die Seele des tugendhaft lebenden Menschen dem Körper für eine gewisse Zeit entweichen und dem Göttlichen näherkommen könne.
Die Darstellung des profanen Traumes war bisher unüblich für die Repräsentation herrschaftlicher Persönlichkeiten. Dennoch kam es vor, dass einige Fürsten die Verbildlichung dieses Sujets für die Bildprogramme ihrer Residenzräume in Auftrag gaben. Es kann angenommen werden, dass der gemalte Traum hier in gleich zweifacher Weise von Bedeutung war: Neben der Einbindung der nun für Humanistenkreise höchst anregenden Thematik des Traumes in die Bildkonzepte mit meist herrschaftslegitimierendem Charakter, wurden auch Motti oder persönliche Interessen der Auftraggeber auf unterschiedliche Weise mit dem dargestellten Traum verknüpft.
So ließ sich der Herzog von Ferrara, Ercole II. d'Este, die Bilder Il sogno / Allegoria della Notte und Il Mattino von Battista Dossi anfertigen. Zusammen mit Il Giorno bilden diese Werke einen gemalten Zyklus der Tageszeiten, der die fürstliche Beständigkeit und im Falle des Herzogs der pazienza wohl sein Motto, die Geduld, unterstreichen sollte. Der Traum wurde als Nacht-Part geschickt in den Zyklus eingewoben. Il Mattino nimmt hier insofern eine bedeutende Rolle im Kontext mit dem Traum ein, als die Träume am Morgen aufgrund ihrer Klarheit häufig als wahrheitsbehaftete Botschaften angesehen wurden.
Auch der Kardinal Alessandro Farnese ließ die Traumthematik zu einem wichtigen Bestandteil seines Schlafgemachs, der Camera dell'Aurora, im Palazzo Farnese in Caprarola werden. Mit dem einen von vieren das mittlere Feld der Decke umrahmenden Pendentif-Fresken hätte kein passenderer Platz für Casa del Sonno von Taddeo Zuccari gewählt werden können, als direkt über dem Ruheplatz des Kardinals.
Im Studiolo Francescos I. de' Medici ist der Traum mit Giovanni Battista Naldinis Allegoria dei Sogni in gleich mehrfacher Weise bedeutsam. Der Großherzog hatte ein besonderes Interesse an der Traumthematik, so wie auch an den alchemistischen Wissenschaften, die ebenfalls im Studiolo dargestellt waren. Mit der komponierten Traum-Allegorie übertrug Francesco I. wohl den ficinschen Gedanken über den Traum auf sich selbst als privilegierter Herrscher.
Ein ausschlaggebender Punkt bei der Untersuchung der Traumbilder ist neben ihrer Bedeutung als einer Art politischer Ikonographie die Analyse des Dargestellten selbst – handelt es sich doch nicht um ›tatsächliche‹ Träume, sondern um gemalte Traum-Konstrukte, die Aufschluss über das Traumwissen der Renaissance geben können. Es soll zudem der Versuch gewagt werden, die Rätselhaftigkeit aufzuschlüsseln, die die Traum-Werke zu solchen werden ließen und als solche begriffen wurden.
Publikationen
Promotion
Der Traum des Fürsten. Gemalte Träume in der italienischen Renaissance. DPhil thesis Saarland University 2020 (Link zur Arbeit)
Ausstellungskatalog
- zusammen mit Myriam Gindorf, Julian Lucks u. Janina Klein (Hrsg.): »Sich träumend über die Misere zu erheben«. Das druckgraphische Werk von Caspar Walter Rauh. Ausst.-Kat. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken. Hannover: Wehrhahn 2017.
Aufsätze
- »Bildgewordene Träume«. Zur Schaffung einer Traumsphäre in der Druckgraphik Caspar Walter Rauhs. In: Myriam Gindorf, Julian Lucks, Janina Klein u. Hannah Yasmine Chegwin (Hrsg.): »Sich träumend über die Misere zu erheben«. Das druckgraphische Werk von Caspar Walter Rauh. Ausst.-Kat. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken. Hannover: Wehrhahn 2017, S. 18-28.
- »Allegoria dei Sogni« (Giovanni Battista Naldini). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, 2016; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php?title=%22Allegoria_dei_Sogni%22_(Giovanni_Battista_Naldini)
Vorträge & Konferenzen
Oktober 2017
Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Tagung »Caspar Walter Rauh e o Realismo Fantástico« (»Caspar Walter Rauh und der Phantastische Realismus«) im Palacete dos Viscondes de Balsemão; Vortragstitel: »›Dreamlike art‹ – Caspar Walter Rauh as an heir of the Old Masters«
September 2017
Vortrag im Museum Stangenberg-Merck in Seeheim-Jugenheim; Vortragstitel: »Traum(a) und Phantastik im Werk von Caspar Walter Rauh (1912-1983)«
Mai 2017
Einleitender Kurzvortrag im Saarbrücker Kino achteinhalb zu Jan Švankmajers Film Něco z Alenky (dt. Etwas von Alice) im Rahmen der Filmreihe »Traumschau«
April 2016
Vortrag auf dem Workshop des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« an der Universität des Saarlandes; Vortragstitel: »il sonno co' sogni attorno« – Giovan Battista Naldinis »Allegoria dei Sogni« im Studiolo Francescos I. de' Medici.
Kulturelle Projekte
- Ausstellung »Caspar Walter Rauhs Traumwelten – Druckgraphik im Phantastischen Realismus« in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken, 27.4.-17.6.2017 (kuratiert zusammen mit Myriam Gindorf, Julian Lucks und Janina Klein)
- Filmreihe »Traumschau« im Saarbrücker Kino achteinhalb, 24.5., 31.5., 7.6.2017 (zusammen mit Myriam Gindorf und Julian Lucks)
Sonstiges
2016 - 2017
Vertretung der KollegiatInnen in der Gruppe Internationales des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« an der Universität des Saarlandes
2015
Organisationsmitglied des 33. Deutschen Kunsthistorikertages in Mainz
2013
Studienaufenthalt in Pavia; Collegio Nuovo – Fondazione Sandra e Enea Mattei Pavia, Italien
2012
Hospitanz an der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Rom, Italien (Betreuung durch Herrn Dr. Martin Raspe)
2011-2016
Studentische Hilfskraft im Museum Stangenberg-Merck in Seeheim-Jugenheim; Aufsicht und Führung