
Janina Klein
ALUMNA ASSOZIIERTE DOKTORANDIN
Janina Sara Klein studierte an der Universität des Saarlandes Kunstgeschichte, Philosophie und Komparatistik. Nach einem erfolgreichen Abschluss als Magistra Artium war sie von Oktober 2015 bis Oktober 2018 assoziierte Doktorandin im Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen«.
Janina Klein ist seit dem 15.10.2018 wissenschaftliche Volontärin im Saarlandmuseum.
Forschungsinteressen
- Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts, besonders Expressionismus und Surrealismus (hier besonders Max Ernst)
- Malerei, Druckgraphik und Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts, mit Fokus auf Deutschland und Frankreich
- Ästhetik des Hässlichen, mit Augenmerk auf organische Prozesse (Chaim Soutine, Bernard Schultze u.a.)
- Romantik in Deutschland und Frankreich, besonders die »schwarze Romantik«
- Phantastische Kunst; Visionen und Höllendarstellungen der Renaissance (Bosch, Grünewald)
Abstrakt des Promotionsprojekts
»Flucht in erträumte Welten« — Das Traumhafte im Werk von Bernard Schultze
Seit Beginn der 1950er Jahre bildet André Bretons Forderung unter dem Diktat des Unbewussten schöpferisch zu arbeiten den Leitfaden von Bernard Schultzes künstlerischem Werk. Doch welche Auswirkung hat diese Maxime auf sein Œuvre? In der Literatur zu Schultze wird ein Thema in diesem Kontext häufig angeschnitten: das Traumhafte. Viele Autoren benutzen die Begriffe ›Traum‹, ›träumerisch‹, ›traumhaft‹ oder ›Alptraum‹ um die Kunst Bernard Schultzes zu beschreiben, ohne diese jedoch zu definieren und ihr Ausmaß innerhalb seines Werkes zu betrachten.
Das Thema Traum ermöglicht Schultze ein stilistisches Experimentieren mit Kunstrichtungen, die er während des Zweiten Weltkrieges nur heimlich erproben konnte. Allmählich löst sich Schultze von der gegenständlichen Malerei. Nun sind nicht nur die Bildthemen vom Traum bestimmt, sondern auch seine Arbeitsweise. »Es ging allein um [...] Sichtbarmachung eines inneren Zustandes tiefer Schichten, von denen C.G. Jung sprach, als dem kollektiven Unbewußten.« (Mainz, 1982, o.S.) Jedoch bemängelt Schultze im Nachhinein, dass »dem Lesbaren unter dem Diktat des Unbewußten« (ebd.) nicht genügend Raum gelassen wurde. In der Folgezeit nähert sich Bernard Schultze diesem wieder an. Durch ein Betrachten des fertigen Bildes entstehen Assoziationen zu Naturformen, zur Kunst- und Literaturgeschichte, die den Künstler die Titel seiner Werke finden lassen und somit das Auge des Betrachters beim Erkennen der zufällig entstanden Formen in eine bestimmte Richtung lenken. Über siebzig Bildtitel aus allen Zeiten seines Schaffens beinhalten die Worte Traum, Träumer, träumerisch, traumhaft oder Alptraum.
Ein isolierter Versuch den Traum in Bezug auf das Werk Bernard Schultzes zu definieren findet sich bei Rolf Wedewer. Er postuliert den Wach-Traum als Wirklichkeitsmodus für die Zeichnungen Schultzes, ohne dieses Plädoyer kunstgeschichtlich zu untersuchen. Wedewer konstatiert, dass es sich bei den Werken Schultzes nicht um Traumerzählungen handelt, sondern sie eher die Nachtseite des Ichs zeigen. Hier stimme ich zu, würde jedoch weiter behaupten, dass der ›Wach-Traum als Wirklichkeitsmodus‹ nicht nur auf die Zeichnung, sondern auch auf andere Werkkategorien Bernard Schultzes anwendbar ist. Zudem möchte ich das leisten, was Wedewer an dieser Stelle nicht möglich war: eine kunstgeschichtliche Betrachtung dieses Plädoyers. So werden in meiner Arbeit zusätzlich zu einer Einordnung des Werkes Bernard Schultzes in den künstlerischen Traumdiskurs auch dessen Wahlverwandtschaften in der Kunstgeschichte aufgezeigt. Wie arbeitet er am Traumbegriff und welche Quellen aus der Kunst- und Literaturgeschichte nutzt er hierfür? Wie denkt er beispielsweise die Romantik in seine Zeit weiter und welche Erkenntnisse des Surrealismus überführt er in seine Kunst? Der Traumbegriff wird durch ausführliche Werkanalysen entwickelt. Somit kann der Begriff des Traumhaften präziser gefasst und dessen Relevanz für Bernard Schultzes Gesamtwerk deutlich werden.
Literatur:
Stephan Diederich u. Barbara Herrmann (Hrsg.): Vorbemerkungen. In: Bernard Schultze-Werkverzeichnis der Gemälde und Objekte, München, 2015.
Weber, Wilhelm u Wolfgang Venzmer, (Hrsg.): Bernard Schultze-Bilder aus den Jahren 1977–1982. Mainz 1982.
Romain, Lothar u. Rolf Wedewer: Bernard Schultze. München 1991.
Publikationen
- Der hilfreiche Alptraum – Spuren der Erinnerung im druckgraphischen Werk von Caspar Walter Rauh. In: Gindorf Myriam, Julian Lucks, Janina Sara Klein und Hannah Chegwin (Hg): »Sich träumend über die Misere zu erheben«. Das druckgraphische Werk von Caspar Walter Rauh. Hannover: Wehrhahn Verlag 2017, S. 28-38.
- Das Schlüsselerlebnis und der Befreiungsschlag – Vier informelle Künstler vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. In: Heisig, Ines und Christina Korzen (Hg): Mut zur Freiheit. Informel aus der Sammlung Anna und Dieter Grässlin. Ausstellungskatalog Mittelrhein-Museum Koblenz, Städtische Galerie Karlsruhe. Petersberg: Michael Imhof Verlag 2017, S. 45-51.
Vorträge & Konferenzen
September 2017
Vortrag im Rahmenprogramm der Ausstellung »Mut zur Freiheit« im Mittelrhein-Museum Koblenz am 27.9.2017.
Vortragstitel: Die Schönheit des Informel: Das träumende und handelnde Ich.
Oktober 2016
Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Nachwuchstagung »Traum und Inspiration. Aktuelle Ansätze zu einem Topos in Kunst und Literatur« des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« vom 5.-7. Oktober 2016 an der Universität des Saarlandes .
Vortragstitel: Romantik, Surrealismus, Informel – Traum und Inspiration im Werk von Bernard Schultze.
Kulturelle Projekte
Ausstellungen
Ausstellung »Schlafes Bruder«, Gemeinschaftsprojekt mit der Stadtgalerie Saarbrücken, in Zusammenarbeit mit den Doktorandinnen Agnes Karpinski und Kristin Schneider und der Stadt Saarbrücken. Vernissage am 9.3.2018 im Hauberrrisser Saal des Rathauses St. Johann in Saarbrücken
Ausstellung »Caspar Walter Rauhs Traumwelten. Druckgraphik im Phantastischen Realismus«, in Zusammenarbeit mit den DoktorandInnen Myriam Gindorf, Julian Lucks, Hannah Chegwin, vom 27.4.-17.6.2017 in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek. Grußwort auf der Vernissage am 27.4.2017 und Fernsehbeitrag des Saarländischen Rundfunks