Dr. Moritz Klein

ALUMNUS DOKTORAND

Moritz Klein, geboren 1985 in St. Ingbert, studierte zunächst in Mainz Geo­grafie und Bio­logie, wechselte dann nach vier Semestern in die Philo­sophische Fakultät und nach Saar­brücken (Studien­fächer Komparatistik, Englisch, Bild­wissenschaften). Sein Studium schloss er 2015 mit dem Master of Arts ab, mit einer narrato­logisch-ökokritischen Arbeit über die literar­ische Imagination und Dar­stellung nicht­menschlicher Lebens­welten (Erzählen von Tieren).  

 

Von April 2015 bis Mai 2018 war er als wissen­schaftlicher Mit­arbeiter im Graduierten­kolleg »Euro­päische Traum­kulturen« mit einem komparatistischen Promotions­projekt zu W. G. Sebald und Heinar Kipphardt befasst.

  • Natur, Tiere, Naturwissenschaft (Rezeption) in der Literatur
  • Poetik & Ästhetik
  • Literatur & Gesellschaft, Ideologiekritik
  • essayistisches Erzählen, Genre-Hybridisierung        
  • Narratologie (insb. Plot-Theorie)       
  • Fiktion als Materialverarbeitung (bspw. literarische Figuren als Kompositpersonen aus realen Lebensläufen)

 

Traumarbeit als Wirklichkeitsdiagnostik in literarischen Künstlerkrankengeschichten: eine komparatistische Fallstudie zu Heinar Kipphardts »März« und W. G. Sebalds »Schwindel. Gefühle«

 

Zwischen Traum, psychischer Krankheit und dichterischer Kreativität wurden in der Wissensgeschichte vielfach Analogien behauptet. Thema der Dissertation ist eine bestimmte Ausprägung dieses Topos im Kontext von Poetiken, deren Wirkungsästhetik besonders stark auf kritische Erkenntnis, auf den Wahrheitsanspruch literarischer Weltdeutung und -erklärung zentriert ist. ›Traumarbeit‹ erscheint in diesem Kontext als ein alternativer Erkenntnisweg, ein ›anderes Denken‹, das auf die Erkenntnis kollektiv verdrängter, von den Regeln des geordneten Diskurses quasi systematisch verschleierter ›Wahrheiten‹ abzielt. ›Traumarbeit‹ bezieht sich dabei nicht nur auf erzählte Träume im eigentlichen Sinn, sondern auf ein breites Spektrum traumanaloger Phänomene. Gegenstand der Untersuchung sind fiktionale Erzähltexte, die sich auf Erzählmuster psychologischer Falldarstellungen (Krankengeschichten) beziehen, wie man sie in Disziplinen wie Psychiatrie, Psychoanalyse etc. findet. Die zentrale Figur, die die psychische Krise durchlebt, ist in den untersuchten Erzählungen stets eine Dichter- bzw. Schriftstellerfigur. Das gesellschaftskritisch-utopische Anliegen der Künstlererzählung trifft auf das aufklärerische Erkenntnisversprechen der Krankheitsschilderung: Die ›Diagnostik‹ gilt hier nicht der Identifikation des individuellen Leidens, sondern dieses selbst verweist auf ein Größeres, Allgemeines; Traumarbeit ist hier nicht nach ›innen‹ gerichtet, sondern ein auf objektive Erkenntnis der Außenwelt gerichteter Denkvorgang: »Wirklichkeitsdiagnostik«. Die zentralen Textbeispiele sind der im Psychiatriekontext spielende Roman »März« von Heinar Kipphardt (1976) um den »schizophrenen Dichter Alexander März« und der Prosazyklus »Schwindel. Gefühle.« (1990) von W. G. Sebald, der die Tradition der Italienischen Reise mit Erzählmustern ›psychoanalytischer‹ Krankengeschichten kombiniert.

 

 

 

 
Dissertation

Traumarbeit als Wirklichkeitsdiagnostik in literarischen Künstlerkrankengeschichten: eine komparatistische Fallstudie zu Heinar Kipphardts »März« und W. G. Sebalds »Schwindel. Gefühle«. Saarbrücken: Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek 2019. Online-Publikation: https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/handle/20.500.11880/27722.

 

Aufsätze
  • Herr und Hund im Weltgarten: Thomas Manns »Idyll« zwischen Naturautonomie und Menschenherrschaft. In: Dürbeck, Gabriele und Jonas Nesselhauf (Hrsg.): Narrative Strategien des Anthropozän in deutsch- und englischsprachiger Literatur und in den Medien / Narratives of the Anthropocene in German- and English-Speaking Literature and in the Media. Berlin: Peter Lang 2018 (= Studien zu Literatur, Kultur und Umwelt / Studies in Literature, Culture, and the Environment, Nr. 4) [im Druck]. 
  • From commentary to narration (and back): W.G. Sebald’s early works of fiction between scholarship and literature. In: Caleffi, P. et al. (Hrsg.): Interferenze. Teorie, contaminazioni, interfacce, contatti, trasmissioni. Quaderno della Scuola di Dottorato in Studi Umanistici, Università di Verona. Verona: Fiorini 2017 (= mneme: seminari, Bd. 6). S. 229–250.

 

Sonstige Veröffentlichungen
  • Sämtliche Texte [12 Kurzprosa-Stücke] in Sahner, Lucie: Ci-Wa. 4 / Montag – Montag. Ausstellungskatalog. Saarländisches Künstlerhaus. Saarbrücken 2018.
  • Transformation als Restitution und Erlösung. Zu Lucie Sahners Materialstudie »Ci-Wa. 09/15 – 09/16«. In: TJURIP. Ausstellungskatalog. Saarbrücken 2017. S. 52.
  • Vier Träume [Traumprotokolle]. In: Streckenlæufer #32 (2016). S. 40–43.
  • Reisevorbereitungen / Preparations for a Journey [Essay]. Förderpreis im europaweiten Wettbewerb »A Question for Europe« der Jungen Akademien 2014/15 [Online-Publikation dt./engl.; permanente URL im Archiv der Jungen Akademie Berlin derzeit noch im Aufbau]
  • Eigenrauschen [Kurzprosa]. In: Streckenlæufer #31 (2014). S. 44.
  • Ein Rundflug über den Sebald-Archipel. Anlässlich des 70. Geburtstags am 18. Mai 2014. In: manuskripte. Zeitschrift für Literatur #204 (2014). S. 126–139.
 
Februar 2017

Vortrag im Rahmen des 3. Workshops des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« in Trier; Vortragstitel: »Psychopathologie & Poetik: Traumarbeit, Schizophasie, Bricolage – Künstler-Krankengeschichten von W.G. Sebald und Heinar Kipphardt«

 

Juni 2016

Vortrag auf dem Internationalen Symposium »Interferences« an der Universität Verona (Italien)

Vortragstitel: »From commentary to narration (and back): W. G. Sebald’s early works of fiction between scholarship and literature«

 
Juni 2014

Impulsreferat auf der DGAVL-Tagung »Literatur und Ökologie« an der Universität des Saarlandes

Vortragstitel: »›Who are the epic personalities?‹: Tiergeschichten im epischen Großformat«

 

 

 

Autorengruppe

In Zusammenarbeit mit den Doktoranden Christian Quintes, Katina Baharova und Murat Ates:    

 
Durs Grünbein

Vortrag »Über das Träumen«

Lesung aus dem neu erschienenen Buch »Die Jahre im Zoo«

 

2.3.2016 | 20 Uhr | Künstlerhaus Saarbrücken  

 

Auszeichnungen

 

2015

Förderpreis (Advancement Award) im internationalen Wettbewerb »A Question For Europe« der europäischen Jungen Akademien für den Großessay »Reisevorbereitungen«; Text (deutsches Original und englische Übersetzung).

 

2014

Erster Platz im »YOUSAAR«-Wettbewerb des Deutsch-Amerikanischen Instituts Saarbrücken und der Studienstiftung Saar für den Essay »Selbstgebastelte Lebensentwürfe. Improvisationen über ein amerikanisches Thema«

 

2013

Erster Platz im Wettbewerb »Literatur und Ökologie« der Saarbrücker Komparatistik (Stipendienpreis der Studienstiftung Saar) für ein Exposé zu einer ökokritischen Master-Arbeit (später umgesetzt und als Abschlussarbeit eingereicht)