
Julian Lucks
ALUMNUS DOKTORAND
Geboren 1984 in Weilburg, schloss Julian Lucks Anfang 2014 sein Studium der »Neueren Deutschen Literatur und Medien« an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit einer Arbeit über Modalitäten filmisch inszenierter Drogenerfahrungen bei Prof. Dr. Hans Jürgen Wulff ab.
Nach kurzer Lehrtätigkeit am medienwissenschaftlichen Institut in Kiel war Julian Lucks von April 2015 bis März 2018 im Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« als Doktorand beschäftigt.
Forschungsinteressen
- Subjektivierungsformen des Erzählfilms
- Charakterisierung amoralischer Helden in zeitgenössischen Fernsehserien
- Starkult um Youtuber und Let's-Player
Abstrakt des Promotionsprojekts
Zur Konstruktion subjektivierter Traum- und Rauschdarstellungen in den westeuropäischen Medienkulturen der 1960er und -70er Jahre
Für einige Vertreter des romantischen Subjektivismus galten der Rausch wie der Traum als Mittel zum Studium der sich selbst fühlenden Seele, durch das Erkenntnisse über die in ihr gespiegelte Totalität der Schöpfung möglich wurden. In den 1920er Jahren etablierte sich in der surrealistischen Theorie die Vorstellung, dass sich der passive Geist als unbedingte Voraussetzung für das ungehinderte Herausströmen von Emotionen im Traum wie auch im Rausch offenbart. Die Beat-Poeten Jack Kerouac und William S. Burroughs sahen im Traum wie im Rausch spontane Äußerungen des Unbewussten, wo die Fassaden der bürgerlichen Existenz zusammenbrechen, bis hin zur Auflösung der subjektiven Identität. Eine nachhaltige Aufhebung der kosmischen Dualität zwischen dem Ich und dem Anderen vollzog sich schließlich in den Augen einiger US-amerikanischer Rausch-Utopisten wie Ken Kesey und Timothy Leary mit Hilfe halluzinogener Drogen. Diese, so schreibt Alexander Kupfer, sollten als ultima ratio zur notwendigen Veränderung der conditio humana beitragen – also einen fiktiven Evolutionsschritt anstoßen, durch den die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, Unbewusstem und Bewusstsein für immer verschwinden würden.
Das Ziel der Dissertation ist, jenen diskursiven Horizont zu erschließen, welcher der Konstruktion von Traum- und Rauschdarstellungen in den westeuropäischen Medienkulturen der 1960er bis -70er Jahre zu Grunde liegt und welcher durch diese erweitert wird. Zu diesem Zweck werden die Darstellungen im Hinblick auf darin getätigte Aussagen über die Akte des Träumens und des Sich-Berauschens als Neu-Ordnung der Figurenidentität und ihres intentionalen Verhältnisses zur Diegese untersucht. Diese Aussagen manifestieren sich sowohl auf der histoire- als auch discours-Ebene und lassen sich zu Traum- und Rauschkonzepten zusammenfassen. Prämisse ist, dass die dargestellten subjektiven Erlebnisse stets mit einer Veränderung der mentalen Figurenperspektive einhergehen, die in einer nachhaltigen Auflösung des kommunikativ konstruierten Artefakts der Figur, der bisher etablierten Diegese oder gar der Erzählung selbst münden kann.
Publikationen
Aufsätze
- »Who is the dreamer?« – Träumen und Wachen in Twin Peaks vor dem Hintergrund des hinduistischen Advaita Vedanta. In: The Owls Are Not What They Seem. Twin Peaks aus interdisziplinärer Perspektive. Hrsg. von Caroline Frank und Markus Schleich. Wiesbaden: Springer VS 2019 [im Druck]
- Dreams in Contemporary U.S. TV Series: The Sopranos (1999–2007). In: Manfred Engel und Bernard Dieterle (Hrsg.): Historizing the Dream. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019 [im Druck].
- Bilder des berauschten Fahrens. Zur Geschichte einer audiovisuellen Metapher. In: CINEMA 60 (2015). S. 130–138.
- Intradiegetische Filmmusik in Ken Russells The Fall of the Louse of Usher (UK 2002). In: Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 7 (2011). S. 85–94.
Lexikonartikel
- »8 ½« (Federico Fellini). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, 2015; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php?title=%228_%C2%BD%22_(Federico_Fellini)
Rezension
- Rezension zu Lars C. Grabbe, Patrick Rupert-Kruse u. Norbert M. Schmitz (Hrsg.): Multimodale Bilder. Zur synkretistischen Struktur des Filmischen. In: MEDIENwissenschaft 4 (2014). S. 349–352.
Vorträge & Konferenzen
März 2018
»J’étais dans un monde affreux« – Escapism and the very filmic dreams in LES BELLES DE NUIT (R. Clair, F 1952); Vortrag auf dem Abschlussworkshop des DFG-Netzwerks »Das nächtliche Selbst« an der Universität Tübingen
Juli 2016
Vortrag in dem Panel »Historizing the Dream« beim 21. Weltkongress der International Comparative Literature Association an der Universität Wien, Österreich; Vortragstitel: »The Dream in Contemporary US TV Series«
April 2016
Vortrag im Rahmen des 2. Workshops des Graduiertenkollegs „Europäische Traumkulturen“ an der Universität des Saarlandes; Vortragstitel: »Traum, Rausch und Identität im Film der 1960er und -70er Jahre«
Kulturelle Projekte
- Ausstellung zu den traumhaften und phantastischen Werken Caspar Walter Rauhs in Zusammenarbeit mit den Doktorandinnen Hannah Chegwin, Myriam Gindorf und Janina Klein (in Vorbereitung)
- Filmreihe zur kinematografischen Umsetzung des Traumes von 1900 bis heute in Zusammenarbeit mit den Doktorandinnen Hannah Chegwin und Myriam Gindorf (in Vorbereitung)
Lehre
SoSe 2014
Seminar »Vermarktung und Präsentation von Kurzfilmen« – mit einer Exkursion zu den 60. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen - an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Sonstiges
Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft