
Kathrin Neis
ALUMNA ASSOZIIERTE DOKTORANDIN
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Kathrin Neis studierte im Bachelor Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft sowie Translation (VSLT), Germanistik und Englisch an der Universität des Saarlandes. Im Master studierte sie dort Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Deutsche Literaturwissenschaft und schloss ihr Studium mit einer Arbeit zur Systematisierung belebter Kunstwerke in verschiedenen Medien ab.
Seit Juli 2018 ist sie assoziierte Doktorandin des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« mit einem Promotionsprojekt zu Traum-im-Traum-Strukturen.
Forschungsinteressen
- Intertextualität, Inter- und Transmedialität
- Phantastikforschung
- Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
- Narratologie
- Metafiktionalität
Abstrakt des Promotionsprojekts
›A Dream within a Dream within a Dream‹. Formen, Funktionen und Deutungsaspekte von Traum-im-Traum-Strukturen
»All that we see or seem/ Is but a dream within a dream« stellt das lyrische Ich am Ende der ersten Strophe eines der Gedichte Edgar Allan Poes fest,1 um am Ende der nächsten (und letzten) diese Feststellung in eine Frage umzuformulieren (»Is all … ?«). Damit beschreibt es eine Struktur, die des Öfteren in Kunstwerken auftritt: den Traum, der einen weiteren Traum enthält (und gegebenenfalls noch weitere …), und der häufig eine zumindest vorübergehende Verwirrung bei Figuren und/ oder dem Rezipienten bewirkt.
Obgleich es in der Arbeit nicht dezidiert um nordamerikanische Literatur oder Lyrikanalyse gehen soll, beinhaltet Poes Gedicht als einführendes Beispiel in nuce zentrale Aspekte der Untersuchung, denn es fragt danach, ob nicht die Wirklichkeit lediglich ein Traum sein könnte, womit es den Realitätsstatus in Frage stellt, es verknüpft das Phänomen mit einem Leiden (»While I weep—while I weep!«) und das lyrische Ich scheint die Frage als für eine große Gruppe relevant zu empfinden (»we«), was einen universellen Charakter andeutet.
Ziel der Arbeit sind systematische Erkenntnisse zu Formen, Funktionen und Deutungsaspekten von Traum-im-Traum-Strukturen in ästhetischen Traumdarstellungen verschiedener Medien (Literatur und Film sowie bildende Kunst und Musik), die, wie schon anhand des Gedichtbeispiels gesehen, häufig grundlegende ontologische Fragestellungen aufrufen. Die komparatistische Untersuchung stützt sich auf ein großes Korpus einerseits, dem auf der anderen Seite detaillierte Einzelwerksanalysen eines kleinen Korpus gegenüberstehen.
Das Vorgehen orientiert sich methodisch sowohl an bestehenden narratologisch beschreibbaren Strukturen (u.a. mise en abyme, Metalepse) wie an Erkenntnissen der Phantastikforschung eines minimalistischen Phantastikbegriffs im Sinne Todorovs und Uwe Dursts, unter deren Blickwinkel der Traum im Zusammenhang mit der Frage nach dem realitätssystemischen Status häufig eine ,Ambivalentisierungsstrategie‘2 ist. Zudem erfolgt eine Anknüpfung an Forschung zu künstlerischen Traumdarstellungen in verschiedenen Medien, u.a. an Stefanie Kreuzers Schrift Traum und Erzählen in Literatur, Film und bildender Kunst (2014). Ein Erkenntnisschwerpunkt liegt auf der Frage, ob verschachtelte Träume spezifische ästhetische Darstellungsweisen ausbilden.
Metareflexion des jeweiligen Mediums, z.B. des Films, zählt vermutlich zu einer der Hauptfunktionen solcher Traum-im-Traum-Strukturen. Sie zeigen die Möglichkeiten und Grenzen eines Mediums auf – gleichwie des menschlichen Bewusstseins und seiner Wahrnehmungsfähigkeit. In Form einer möglichen Vermischung der Ebenen kann ein Paradoxon, welches den Effekt potenziert, entstehen. Thematisch damit verbunden scheinen sowohl Verstörung, auch in Form von Traumata, einerseits wie ludische Aspekte andererseits zu sein.
Als übergreifendes Motto der Arbeit können Johannes Kühns Worte »Des Mannes Träumen/ beginnt erneut« verstanden werden.
1 »A Dream within a Dream« in Poe, Edgar Allan: The Penguin Complete Tales and Poems of Edgar Allan Poe. London: Penguin Books 2011, S. 967.
2 Vgl. Durst, Uwe: Theorie der phantastischen Literatur. 2., aktualisierte, korrigierte und erweiterte Neuausgabe. Berlin: LIT-Verlag 2010, S. 202f.
3 »Traum« in Kühn, Johannes: Und hab am Gras mein Leben gemessen. Gedichte. München: Carl Hanser Verlag 2014, S. 38.
Publikationen
Aufsätze
- "And I shall have to go deeper still" – Die Traum-im-Traum-Struktur in der Sonderfolge "The Abominable Bride" (2016) der BBC-Serie Sherlock. In: Medienobservationen (2020). S.1–21. https://www.medienobservationen.de/2020/2020-0714-neis/ (14.07.2020).
- ›To dream, or not to dream‹ – Sofies Welt, eine philosophische Traum-Lese-Reise. In: Ondina/Ondine. Revista de Literatura Comparada Infantil y Juvenil. Investigación en Educación 2 (2019): Sueños de viaje - viajes soñados en la literatura infantil y juvenil. S. 133-154. https://doi.org/10.26754/ojs_ondina/ond.201823042 [letzter Zugriff: 14.07.2020].
Lexikonartikel
- »The Premature Burial« (Edgar Allan Poe). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen«, 2018; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22The_Premature_Burial%22_(Edgar_Allan_Poe) [letzter Zugriff: 14.07.2020].
- “A Day in the Life” (The Beatles). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs „Europäische Traumkulturen“, 2020; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php/%22A_Day_in_the_Life%22_(The_Beatles) [letzter Zugriff: 14.07.2020].
Sonstiges
Mitglied Literarische Gesellschaft e.V.
Preis der Erich-Ferdinand-Bläse-Stiftung für Forschung und Wissenschaft 2018 für eine hervorragende Abschlussarbeit mit deutlich innovativer Ausprägung