
Dr. Marlen Schneider
ALUMNA POST-DOKTORANDIN
Maître de conférences en Histoire de l'art moderne
Université Grenoble Alpes
CS 40700
38058 Grenoble Cedex 9
Fon +33 (0)4 04 76 82 73 81
Marlen Schneider schloss ihr Magisterstudium der Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig 2010 ab. Bis Ende 2011 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris. Im November 2014 reichte sie ihre im Rahmen einer deutsch-französischen Cotutelle entstandene Dissertation »Belle comme Vénus. Das portrait historié zwischen Ancien Régime und Zeitalter der Aufklärung« an den Universitäten Leipzig und Lyon 2 ein, die sie im Frühjahr 2015 verteidigte (summa cum laude). Für die Arbeit wurde sie 2016 mit dem Prix Marianne Roland Michel ausgezeichnet.
Von April 2015 bis März 2017 war sie im Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« mit einem Postdoc-Projekt zu künstlerischen Traumdarstellungen im 18. Jahrhundert beschäftigt.
Forschungsinteressen
- Französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts
- Porträtkultur
- Surrealismus und fantastische Kunst
- Wechselwirkungen literarischer, kultureller und bildkünstlerischer Praxis
- Modellrezeption und Transferprozesse zwischen Deutschland und Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert
Abstrakt des Postdoc-Projektes
Der Traum als ästhetisches Paradigma in der Kunst des 18. Jahrhunderts
Ähnlich wie Religion und Aberglaube galt auch der Traum im Europa des 18. Jahrhunderts weithin als ein vernunftwidriges Phänomen, dem man mit wissenschaftlichen Erklärungsversuchen das Unheimliche und Unlogische zu nehmen versuchte, das zu einem lächerlichen Sonderzustand des menschlichen Bewusstseins reduziert oder schlichtweg ignoriert wurde. Doch trotz der überwiegend depotenzierenden, skeptischen Traumtheorien der Aufklärer war der Topos des Traums in poetischen, bildkünstlerischen und auch dramatischen Werken der Zeit allgegenwärtig.
Es gilt, unter Berücksichtigung philosophischer und naturwissenschaftlicher Diskurse die verschiedenen Aspekte künstlerischen Traumwissens im 18. Jahrhundert herauszuarbeiten, sie mit den kritischen Standpunkten zu konfrontieren sowie eine Systematisierung der medienästhetischen Phänomene zu versuchen, die nach ihren Funktionen und inhaltlichen Schwerpunkten fragt. Der geografische Fokus soll dabei auf Frankreich und England gerichtet sein, zwei Zentren der europäischen Aufklärung und des kulturellen wie künstlerischen Lebens. Ausgehend von einer Untersuchung der Traumdarstellungen in Malerei und Druckgrafik sollen die intermedialen Dependenzen dieser Gattungen aufgezeigt und ihre Konzeption im oftmals unmittelbaren Zusammenhang mit literarischen, kulturellen und wissensgeschichtlichen Entwicklungen deutlich gemacht werden.
Auf diese Weise kann nicht nur ein Defizit kunsthistorischer Forschung behoben werden, welche sich vorrangig auf die Traumdarstellung im 19. und 20. Jahrhundert konzentriert, sondern ein medienübergreifender Beitrag zur kulturhistorischen Aufarbeitung des Zeitalters der Aufklärung geleistet werden, das neben der Ratio auch eine Faszination für das Fantastische und Unerklärliche hervorgebracht hat. Zudem soll über die epochenspezifische Untersuchung hinaus eine grundlegende methodische Reflexion zum Umgang mit bildkünstlerischen Traumdarstellungen geleistet werden, die sich zum einen an der sehr regen Diskussion der kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung orientieren kann, zum anderen aber auch die Eigenheiten des Mediums Bild in den Fokus nehmen muss.
Publikationen
Dissertation
Bildnis – Maske – Galanterie. Das portrait historié zwischen Grand Siècle und Zeitalter der Aufklärung. Dissertation. Berlin: Deutscher Kunstverlag 2018.
Herausgeberschaft
zusammen mit Christiane Solte-Gresser (Hrsg.): Traum und Inspiration. Transformationen eines Topos in Literatur, Kunst und Musik. Paderborn: Fink 2018.
Aufsätze
- Accéder au divin. La représentation du songe de Jacob entre Baroque et Romantisme. In: Manfred Engel und Bernard Dieterle (Hrsg.): Historizing the Dream / Le rêve du point de vue historique. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019 [im Druck].
- L’absence des mots: L’échec de la théorie académique face aux genres ‚hybrides‘. In: Mi-chèle-Caroline Heck, Marianne Freyssinet und Stéphanie Trouvé (Hrsg.): Lexicographie artis-tique: formes, usages et enjeux dans l’Europe moderne. Montpellier: PULM 2018. S. 291–303.
- Polyvalente Maskeraden. Ovids Pomona-Mythos im portrait historié des frühen 18. Jahrhunderts. In: Uwe Fleckner und Titia Hensel (Hrsg.): Hermeneutik des Gesichts. Neue Positionen der Porträtforschung. Berlin: Akademie Verlag 2016 (= Mnemosyne. Schriften des internationalen Warburg-Kollegs). S. 245–264.
- … Much lesser than the Sun: The self-fashioning of Philippe I, Duc d’Orléans. In: The court historian. The International Journal of Court Studies 19/2 (Dezember 2014). S. 169–173.
- Vous avez fait de moi un chef-d’œuvre: le portrait et sa présentation publique aux Salons de l’Académie royale. In: Isabelle Pichet u.a. (Hrsg.): Le Salon de l’Académie royale de peinture et sculpture: archéologie d’une institution. Paris: Hermann 2014. S. 153–172.
- Disciples ingrats? – Odilon Redon, un précurseur surréaliste controversé. In: Julia Drost und Scarlett Reliquet (Hrsg.): Le splendide XIXe siècle des surréalistes. Paris: Les presses du réel 2014. S. 265–285.
- Picasso auf der Suche. Guernica und die Atelierstudien zur Weltausstellung 1937. In: Zeit-schrift für Kunstgeschichte 76 (2012). S. 239–260.
Andere Veröffentlichungen
- Historienmalerei. In: Joachim Jacob u. Johannes Süßmann (Hrsg.), Das 18. Jahrhundert. Lexikon zur Antikerezeption in Aufklärung und Klassizismus, (= Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Supplemente; 13), Stuttgart: Metzler Verlag 2017 (eingereicht).
- Entre Introspection psychologique et représentation sociale. Enjeux du portrait dessiné aux XVIIe et XVIIIe siècles. In: Emmanuelle Brugerolles (Hrsg.): Portraits dans les collections de l’Ecole des Beaux-Arts. Ausstellungskatalog. Paris: Beaux-Arts de Paris éditions 2016, S. 7–10.#
- Mehrere Werkkommentare in: Hans-Werner Schmidt, Jan Nicolaisen u. Martin Schieder (Hrsg.): Delacroix. Delaroche. Geschichte als Sensation, Ausstellungskatalog Museum der Bildenden Künste Leipzig, Petersberg: Imhof 2015.
Rezensionen
- Buchrezension: Gerrit Walczak: Bürgerkünstler: Künstler, Staat und Öffentlichkeit im Paris der Aufklärung und Revolution, Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2015 (Passagen/Passages, 45). In: Kunstchronik (eingereicht).
- Buchrezension: Hannah Williams: Académie Royale. A History in Portraits. Farnham: Ashgate 2015. In: Kunstchronik, 12 (2016), S. 592-598.
Lexikonartikel
»Le rêve« (1904; Odilon Redon). In: Lexikon Traumkultur. Ein Wiki des Graduiertenkollegs "Europäische Traumkulturen", 2015; http://traumkulturen.uni-saarland.de/Lexikon-Traumkultur/index.php?title=%22Le_r%C3%AAve%22_(1904;_Odilon_Redon)
Vorträge & Konferenzen
Oktober 2016
Vortrag auf der Tagung »Traum und Inspiration. Aktuelle Ansätze zu einem Topos in Kunst und Literatur« an der Universität des Saarlandes; Vortragstitel: »Disturbing Inventions: Dream, Inspiration and Imagination in the Age of Watteau«
Juli 2016
Vortrag auf dem Kongress der Association Internationale de Littérature Comparée/International Comparative Literature Association in Wien; Vortragstitel: »Accéder au divin. La représentation du songe de Jacob entre Baroque et Romantisme«
Juni 2016
Vortrag auf der Tagung »Des Mots pour la théorie, des mots pour la pratique. Lexicographie artistique: formes, usages et enjeux« an der Université Montpellier 3; Vortragstitel: »L’absence des mots : L’échec de la théorie académique face aux genres hybrides«
April 2016
Co-Organisation und Moderation des 2. GRK-Workshops an der Universität des Saarlandes; mit einem Kompaktseminar zum Thema »Alptraum« und einem Gastvortrag von Prof. Dr. Hans-Walter Schmidt-Hannisa (National University of Ireland, Galway)
Januar 2016
Abendvortrag am Institut für Kunstgeschichte der Universität des Saarlandes; Vortragstitel: »Fürstenlob und Galanterie. François de Troys ›portrait historié‹ des Duc und der Duchesse du Maine«
November 2015
Sektionsmoderation auf der Tagung »Grenzgänger der Künste / Passeurs des arts« am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris.
September 2015
Co-Organisation und Moderation des 1. GRK-Workshops »Traumwissen. Ästhetische Traumdarstellungen und Wissenschaftsdiskurse« an der Universität des Saarlandes.
Februar 2015
Respondenz während des Forschungsateliers »Eugène Delacroix/ Paul Delaroche – L’histoire mise en scène« am Deutschen Forum für Kunstgeschichte und im Musée du Louvre in Paris.
September 2014
Vortrag auf der Tagung »Political Portraiture in the United States and France during the Revolutionary and Federal Eras, ca. 1776–1814« in der National Portrait Gallery in Washington D.C ; Vortragstitel : »Politicizing portraiture. Visual rhetorics and family portraits in revolutionary France«.
März 2014
Vortrag im Rahmen des Séminaire Doctoral Commun Paris I/ Paris IV: »Des pleins, des vides« am Institut nationale d’histoire de l’art in Paris ; Vortragstitel: »Le portrait historié. Apogée et crise d’un genre sous l’Ancien Régime«.
September 2013
Vortrag auf der Tagung »Heirs and Speirs in early modern Europe«; The Society for Court Studies am Kellogg College in Oxford; Vortragstitel: »›…Much lesser than the Sun‹. The self-fashioning of Philippe I d’Orléans«.
Januar 2013
Vortrag auf dem Zweiten deutsch-französischen Forschungskolloquium für NachwuchswissenschaftlerInnen im Bereich der Kunstgeschichte; Deutsches Forum für Kunstgeschichte in Paris; Vortragstitel: »Das portrait historié. Problemfelder einer hybriden Bildgattung im Ancien Régime«.
Oktober 2012
Vortrag auf dem internationalen Warburg-Kolleg »Hermeneutik des Gesichts. Neue Positionen der Porträtforschung« im Warburg-Haus in Hamburg; Vortragstitel: »Zwischen Fiktion und Realität. Das portrait historié im Kontext höfischer Maskeraden«.
September 2012
Vortrag auf der Tagung »Le Salon de l’Académie royale de peinture et sculpture«; Archéologie d’une institution im Musée national des Beaux-Arts in Québec; Vortragstitel: »S’exposer au Salon, s’exposer au public. La présentation des portraits au Salon de l’Académie royale«.
Mai 2011
Abendvortrag an der Universität Gießen; Vortragstitel: »Nattiers Bildnis der Mademoiselle de Clermont von 1729. Funktionen des portrait historié im Ancien Régime«.
April 2011
Laudatio anlässlich der Verleihung des 41. Max Ernst Stipendiums an Katharina Schilling im Rathaus in Brühl; Vortragstitel: »Innerlichkeit statt großer Geste. Figur und Raum bei Katharina Schilling«.
November 2010
Vortrag auf der Tagung »Exposer dans l’entre-deux-guerres. Enjeux politiques, économiques et artistiques«; Cinémathèque française/ Maison de la recherche in Paris; Vortragstitel: »Une féerie d’électricité avant-guerre. Les stratégies esthétiques à l’Exposition Internationale de 1937«.
Januar 2010
Vortrag auf der Tagung »Mapping the Studio. Das Atelier in der zeitgenössischen Kunst« an der Kunstakademie Düsseldorf; Vortragstitel: »Picassos Atelierstudien zur Weltausstellung 1937«.
Lehre
WiSe 2015/2016
Doktorandenseminar im Rahmen des GRK »Europäische Traumkulturen« mit Prof. Dr. Sigrid Ruby: »Bild/Sprache des Traums in Kunst und Literatur« an der Universität des Saarlandes
SoSe 2015-heute
Leitung der Arbeitsgruppe des GRK »Europäische Traumkulturen« an der Universität des Saarlandes
WiSe 2014/2015
Exkursionsseminar nach Berlin mit Elsa De Smet: Berlin. »Art, historie et politique/La scène artistique contemporaine« an der Université Catholique de l’Ouest Angers
Grundseminar: »Poussin, Watteau, Fragonard… La peinture française des XVIIe et XVIIIe siècles« an der Université Catholique de l’Ouest Angers
Methodenseminar: Approfondissement de l'iconographie moderne an der Université Catholique de l’Ouest Angers
WiSe 2013/2014
Exkursionsseminar nach Rom mit Nathalie Le Luel: La Rome médiévale/ la Rome baroque an der Université Catholique de l’Ouest Angers
Grundseminar: »Héros, dieux et fables. Approfondissement de l'iconographie moderne« an der Université Catholique de l’Ouest Angers
Grundseminar: »La peinture française des XVIIe et XVIIIe siècles. Contexte et évolution« an der Université Catholique de l’Ouest Angers
SoSe 2011
Exkursionsseminar nach Paris mit Prof. Dr. Martin Schieder: »Zwischen Absolutismus und Revolution. Die französische Malerei im 18. Jahrhundert« an der Universität Leipzig
Sonstiges
November 2016
Prix Marianne Roland Michel 2016 der Fondation Marianne et Roland Michel für das aus der Doktorarbeit hervorgegangene Manuskript „Bildnis – Maske – Galanterie. Das portrait historié zwischen Grand Siècle und Zeitalter der Aufklärung“
Februar 2016
Zulassung zur Lehre (Qualification) der Sektion 22 des französischen Conseil National des Universités
seit März 2016
Fachredakteurin (Kunstgeschichte) für sehepunkte, Online-Rezensionsjournal für Geschichtswissenschaften
November 2012 bis März 2015
Promotionsstipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst
Frühjahr 2015
Stipendium der Deutsch-Französischen Hochschule zur Durchführung der Verteidigung im Rahmen einer binationalen Cotutelle
August 2014
Teilnahme am Meisterkurs Orient – China – Amerika. Bilder der außereuropäischen Welt im Zeitalter der Aufklärung mit Thomas W. Gaehtgens. Klassikstiftung Weimar