Jasna Pape

DOKTORANDIN

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Jasna Pape hat 2014 eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin (Englisch, Französisch und Spanisch) abgeschlossen. Bis 2018 studierte sie an der Universität des Saarlandes Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und English: Linguistics, Literatures, and Cultures im Nebenfach, wobei sie ein Praktikum in einem Verlag in Sydney absolvierte. Von 2018 bis 2020 schloss sie das Masterstudium der Komparatistik mit dem Nebenfach American Studies/British Studies/English Linguistics an und arbeitete als Hilfskraft im Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen«.

 

Seit 2021 ist sie Doktorandin im Graduiertenkolleg und arbeitet an einem Promotionsprojekt zu den politischen Dimensionen von Traumdarstellungen in phantastischen Romanen.

 

  • Utopieforschung
  • Gegenwartsliteratur
  • Intertextualität
  • Politische & gesellschaftskritische Potenziale des Traums
  • Phantastikforschung

 

„A Dream of Strange Cities“. Die politische Dimension des Traums bei Alfred Kubin, Angela Carter und Sebastian Guhr

 

In der letzten Zeit stellt sich in der Literaturwissenschaft immer häufiger die Frage nach der politischen Dimension von Erzähltexten. Zugleich werden zunehmend Ansätze formuliert, die nach politischen Bedeutungen der vermeintlich apolitischen, weil persönlichen Erfahrungswelt des Traums forschen. Ausgehend von ihrer These dream-life matters erhellt z. B. Sliwinski einen politischen Hintergrund des Träumens, der vor allem auf individueller Ebene relevant ist: Träume werden in ihrer Studie als „alternative Gedankenlandschaften“ lesbar, die Konflikte abbilden und verhandeln können, insbesondere dann, wenn dem Individuum, in Zeiten von politischer Unterdrückung und Verfolgung, andere Ausdrucksformen genommen werden (vgl. 2017: 10, 84).

 

Diese Überlegungen werden im Projekt insofern aufgegriffen, als in den drei untersuchten Texten – Alfred Kubins Die andere Seite (1909), Angela Carters The Infernal Desire Machines of Doctor Hoffman (1972) und Sebastian Guhrs Die Verbesserung unserer Träume (2017) – Protagonist*innen auftreten, in deren Träumen die jeweiligen erzählten Welten reflektiert werden. Gleichzeitig ist das, worauf die Träume sich beziehen, nicht einfach als ‚Wachwirklichkeit‘ zu definieren, da sich in allen drei Romanen die Trennlinien zwischen Traum und ‚Realität‘ auflösen und Träume zunehmend zu einer kollektiven Erfahrung werden. In Kubins Traumstadt Perle, in Carters namenloser südamerikanischen Stadt und in Guhrs Oneiropole ist das Raum-Zeit-Gefüge außer Kraft gesetzt. In Folge dessen verschmelzen Tag und Nacht, werden Bewohner*innen tagsüber von Traumbildern aus anderen Epochen heimgesucht oder von plötzlichen Traumvisionen in ihrem Alltag gestört. Dahinter stehen in allen drei Romanen diffuse, nur schwer zu greifende Kräfte und Machtinstanzen. Von den Erzählwelten lassen sich keine unmittelbaren, eindeutigen oder geraden Linien zu den jeweiligen gesellschaftspolitischen Verhältnissen ziehen – und doch sind sie nicht so fremd, dass Leser*innen darin keine politischen Strukturen oder gesellschaftlichen Konflikte erkennen könnten und sollten, die auch in der außerliterarischen Wirklichkeit existieren.

 

Das Projekt beschäftigt sich dabei weniger mit der Frage, welche konkreten politischen Themen und Diskurse in den drei Romanen verarbeitet werden und wie die Autor*innen sich dazu positionieren, sondern vielmehr mit der Rolle des Traums: Kommt den Träumen und den brüchigen Linien zwischen Traum und Wachwirklichkeit eine subversive Funktion zu? Wie artikuliert sich das Politische der Texte durch den Traum auch in einer „formal-ästhetischen Dimension“ (Gronich 2019: 4)? Was bedeutet es also, wenn bspw. Carter selbst „formal structures of dreams“ (Haffenden 1985: 82) als wichtiges Gestaltungsprinzip ihrer fraglos politischen Prosa begreift? Diese und andere Aspekte werden in einer textnahen Auseinandersetzung mit den narrativen und sprachlichen Verfahren der einzelnen Romane und im Vergleich von Kubin, Carter und Guhr herausgearbeitet, um die politischen Potenziale des Traums in Texten, die sich durch phantastische und onirische Erzählweisen auf unsere Welt beziehen, besser fassen und beschreiben zu können.

 

 

Zitierte Literatur

  • Gronich, Mareike: DAS POLITISCHE ERZÄHLEN. Zur Funktion narrativer Strukturen in Wolfgang Koeppens Das Treibhaus und Uwe Johnsons Das dritte Buch über Achim. Paderborn: Fink 2019.
  • Haffenden, John: Angela Carter. In: Ders.: Novelists in Interview. London: Methuen 1985, S. 76–96.
  • Sliwinski, Sharon: Dreaming in Dark Times. Six Exercises in Political Thought. Minneapolis/London: University of Minnesota Press 2017.