Angela Calderón Villarino: Theorie erzählen. Gérard de Nervals Einleitung zu Voyage en Orient. Paderborn: Fink 2022. (= Traum - Wissen - Erzählen 12).
Die vorliegende Arbeit erschließt Gérard de Nerval als wegweisenden Dichtungstheoretiker für eine Narrativik der Moderne. Gérard de Nervals „Voyage en Orient“ verhandelt eine Reise in den Orient. Ihr vorgeschaltet ist allerdings ein umfassender Reiseteil durch Europa. Die Arbeit zeigt, dass dieser europäische Reiseteil die Funktion eines theoretischen Vorworts einnimmt: Darin wird das Dichtungsverständnis erläutert, nach dessen Maßgabe der Orientroman gestaltet ist. Leitend ist dabei die Frage, welche Form wahre Kunst und Dichtung hat. Zu deren Beantwortung greift der Erzähler höchst subtil und kunstvoll ein überbordendes Spektrum an Texten europäischer Dichtungs- und Kunsttheorie auf. Die Reise führt somit durch ein „Text-Reich über die wahre Form von Kunst“, welche für Nerval im Roman gründet.
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Laura Vordermayer: Literarische Traumnotate. Untersuchungen zu Georges Perec, William S. Burroughs, Ingeborg Bachmann und Michel Butor. Würzburg: Königshausen & Neumann 2022. (= Cultural Dream Studies. Kulturwissenschaftliche Traumstudien 8).
Sind Träume eine Form von Literatur? Überlegungen zu einer Verwandtschaft zwischen Traum und Dichtung gehen bis ins 18. Jahrhundert zurück und gewinnen besonders in der Romantik an Bedeutung. Das Traumnotat als schriftliche Fixierung des Geträumten entwickelt sich allerdings erst in der Nachfolge des Surrealismus zu einem eigenständigen Genre: In Europa und Nordamerika findet sich eine wachsende Zahl von Publikationen, in denen die Grenze zwischen Traumnotat und Literatur aufgehoben ist. In vier detaillierten Einzelanalysen nimmt die Monographie das ästhetische Potential des Traumnotats in den Blick, das je nach Autorin oder Autor und Publikationsform verschiedene Ausgestaltungen erfährt. Dabei ist es über alle Unterschiedlichkeiten hinweg die besondere Stellung des Traumnotats zwischen Autobiographie und Fiktion, die seinen Reiz ausmachen. In der Form des Traumnotats werden konventionelle Lektürehaltungen an ihre Grenzen geführt, individuelle und kollektive Traumata verhandelt und die eigene Biographie zum Material für ein literarisches Spiel mit Selbstentwürfen gemacht.
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Maike Hansen: Somniloquies. Communication entre veille et sommeil dans des textes dramatiques de William Shakespeare, Denis Diderot, Heinrich von Kleist, Eugène Scribe et Richard Wagner. Paderborn: Fink 2022. (= Traum - Wissen - Erzählen 13).
Parole entre vérité et folie : cette monographie, pionnière sur le sujet, analyse l’importance littéraire de la somniloquie – les paroles pronon – cées en dormant – comme un moyen de communication qui ouvre des perspectives nouvelles, au carrefour de la littérature, de la médecine et de la société. Les textes dramatiques de Shakespeare, Diderot, Scribe et Wagner sont liés par des liens intertextuels: les auteurs emploient la somniloquie comme le moyen d’expression et de mise en scène des voix marginalisées. Ces situations de communication sont analysées à la lumière du discours médical contemporain des textes (notamment le mesmérisme et les analyses psychiatriques du XIXe siècle) mais aussi en montrant ce que disent obliquement ces textes de la situation sociale des femmes et de la réception de leur parole.
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Raphael Morschett: “Watch and Listen to the Dream of Time and Space” – on the phenomenology of the oneiric in the films of David Lynch. Saarbrücken: Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek 2021. Online-Publikation: https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/handle/20.500.11880/32544.
There is hardly a contemporary film director whose name is as closely linked to the dream(-like) as that of David Lynch. Both popular and academic discourse frequently identify Lynch’s films by their dreamlike qualities. However, in the existing literature on Lynch, these qualities tend to remain underspecified in terms of their experiential dimension. Departing from an interest in the phenomenon of dream experience, this is the first systematic book-length study exploring the nature and function of the oneiric in the director’s different phases and audio-visual formats. It shows that, over the course of 50 years, Lynch has developed a cinematic aesthetics of the oneiric ‒ an ensemble of four dream-related dimensions that unfolds its full potential in the dynamic interplay between sensory address and reflective medialization. On the one hand, what I call the Lynchian oneiric presents a markedly sensory-perceptual mode of experience – both characters and viewers are challenged in their perceptual patterns, while at the same time being immersed in the material dream scenario. On the other hand, the Lynchian oneiric provides a mode of both psychological and medial reflection. Not only the characters, but the films themselves are inclined to ‘turn back’ on themselves in a dream, exploring the preconditions, possibilities, and limitations of their own existence and ability to know the world. The oneiric in Lynch’s films is thus of phenomenological, media-theoretical, and philosophical interest.
Hannah Chegwin: Der Traum des Fürsten. Gemalte Träume in der italienischen Renaissance. DPhil thesis Saarland University, 2020.
In dieser Dissertation werden Traumdarstellungen untersucht, die zur Zeit der italienischen Renaissance im Rahmen fürstlicher Auftragskunst entstanden sind. Im Fokus stehen Battista Dossis Un sogno für Herzog Ercole II. d’Este, Taddeo Zuccaris Fresko Casa del sonno für Kardinal Alessandro Farnese sowie Giovanni Battista Naldinis Allegoria dei sogni, das von Großherzog Francesco I. de’Medici in Auftrag gegeben wurde. Bei diesen gemalten Träumen handelt es sich um außergewöhnliche Bilder, da sie aus ihrem in der Hauptsache christlichen Bezugsrahmen gelöst sind. Als Bestandteile repräsentativer Bildzyklen in den fürstlichen Gemächern haben diese auch eine politische Bedeutung. Für die Darstellung des Traumes als eine Art der politischen Ikonographie stellen die Werke eine Besonderheit dar – war doch der Traum in seiner profan erscheinenden Form ein durchaus unkonventioneller Bestandteil im Ausstattungsprogramm herrschaftlicher Renaissance-Gemächer. Dem flüchtigen und ungreifbaren Phänomen ‚Traum‘ mangelt es an einer verbindlichen Ikonographie, weshalb sich die Bestrebungen der Künstler, dem Traum im Sinne eines Bildsymbols eine bildkünstlerische Form zu verleihen, als besonders vielgestaltig erwiesen. In der Arbeit wird daher erstens der Frage nachgegangen, durch welche Mittel das Onirische in den ausgewählten Darstellungen erkennbar gemacht wurde. Darüber hinaus wird ermittelt, ob oder inwieweit sich Wissen über den Traum in bildkünstlerischer Form in den untersuchten Werken manifestiert und ob durch solche Darstellungen gar neues Traum-Wissen generiert wurde. Zweitens wird – unter Berücksichtigung personaler und machtpolitischer Betrachtungsweisen, herrschaftslegitimierender Leitgedanken und biographischer Aspekte – die politische Dimension dieser Auftragswerke beleuchtet. Der Traum als enigmatisches Sujet offenbart sich in den hier im Fokus stehenden fürstlichen Traumbildern als ein im mehrfachen Sinne exklusives Thema. Gerade das Fehlen einer einheitlichen Ikonographie für den Traum ermöglicht es, machtpolitische Gesinnungen, Motti und persönliche Interessen der besagten Fürsten passend und innovativ darzustellen und, in unterschiedliche bildprogrammatische Zusammenhänge eingebunden, mit der Funktion des Raumes zu verflechten. Die untersuchten ‚Traum-Malereien‘ veranschaulichen so die jeweiligen Repräsentationsvorstellungen der Auftraggeber auf meisterliche Weise.
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Katina Baharova: Der Traum in der neueren russischen Lyrik. Elena Svarc, Ol'ga Sedakova und Gennadij Ajgi. Berlin: Peter Lang Verlag 2020. (= Reihe: Neuere Lyrik. Interkulturelle und interdisziplinäre Studien).
Der Traum als Medium transzendenter Erfahrungen ist ein bevorzugtes literarisches Motiv von der Antike bis zur Gegenwart. Auch in der russischen inoffiziellen Lyrik der Sowjetzeit entwickelt der Traum metaphysische Dimensionen, die auf individuelle Weise gestaltet werden. Anhand der Analyse exemplarischer Gedichte wird die Traumpoetik von Elena Švarc, Ol’ga Sedakova und Gennadij Ajgi erschlossen und im Hinblick auf ihre Spezifik vergleichend ausgewertet. Die dichterisch geformten Träume erweisen sich als Wege zur Gottesbegegnung (Sedakova), zu spiritueller Selbsterkenntnis (Švarc) oder auch zu mystischer Naturerfahrung (Ajgi). Die drei AutorInnen verorten sich dadurch im literaturhistorischen Kontext der metaphysischen Lyrik, deren Tradition sie durch das Traummotiv fortsetzen.
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Hanna Matthies: Vom Erwachsenensein und seinen Grenzen. Eine komparatistische Studie zu Normen, Macht und Kontrollverlust in Romanen der Gegenwart. Paderborn: Fink 2020. (= Traum - Wissen - Erzählen Band 7).
Welche Kriterien bestimmen, wer erwachsen ist? Erfolg, der Lebenswandel, das Alter oder die Fähigkeit zur Selbstkontrolle? Was erzählen dann literarische Träume vom Kontrollentzug über das Erwachsensein? Diese Studie vergleicht erwachsene Romanfiguren, die wieder zu Kindern werden, und greift damit ein Thema auf, das bisher in der Literaturwissenschaft wenig Resonanz gefunden hat. Mit sechs poststrukturalistisch grundierten Denkfiguren, die sich an Judith Butlers Normenverständnis, Michel Foucaults Machtbegriff und Bernhard Waldenfels‘ Plädoyer für den Kontrollverlust anlehnen, werden gängige Definitionen hinterfragt und vier Romane aus dem amerikanischen, deutschen und französischen Sprachraum analysiert. Zentral ist Foucaults Traumkonzeption, die das Erwachsensein als Drahtseilakt zwischen Intimität und Sozialität erscheinen lässt.
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Abdoulaye Samaké: Liebesträume in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Erzählliteratur des 12. bis 15. Jahrhunderts. Paderborn: Fink 2020. (= Traum - Wissen - Erzählen Band 6).
Die Dissertation „Liebesträume in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Erzählliteratur des 12. bis 15. Jahrhunderts“ des im Graduiertenkolleg „Europäische Traumkulturen“ assoziierten Post-Doktoranden Abdoulaye Samaké ist kürzlich im Wilhelm Fink Verlag als Band 6 der Reihe „Traum – Wissen – Erzählen“ erschienen.
Der Traum als anthropologisches Phänomen erfreut sich in der mittelalterlichen Literatur einer besonderen Beliebtheit. Ausgehend von den mannigfaltigen literarischen Traumdarstellungen und einem ausgesprochen facettenreichen Umgang der Erzähler mit dem Traummotiv, untersucht das Buch mittelalterliche Erzähltexte, in denen die Liebe mit dem Traum in Verbindung gebracht wird. Unter Berücksichtigung der Geschlechterverhältnisse wendet sich die Studie aus einer komparatistischen und hermeneutischen Perspektive den Fragen zu, wie in deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Erzähltexten des Mittelalters das Liebestraummotiv eingesetzt wird und welche Funktionen die Liebesträume in den einzelnen volkssprachlichen Literaturen erfüllen.
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Moritz Klein: Traumarbeit als Wirklichkeitsdiagnostik in literarischen Künstlerkrankengeschichten: eine komparatistische Fallstudie zu Heinar Kipphardts »März« und W. G. Sebalds »Schwindel. Gefühle«. Saarbrücken: Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek 2019. Online-Publikation: https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/handle/20.500.11880/27722.
Zwischen Traum, psychischer Krankheit und dichterischer Kreativität wurden in der Wissensgeschichte vielfach Analogien behauptet. Thema der Dissertation ist eine bestimmte Ausprägung dieses Topos im Kontext von Poetiken, deren Wirkungsästhetik besonders stark auf kritische Erkenntnis, auf den Wahrheitsanspruch literarischer Weltdeutung und -erklärung zentriert ist. 'Traumarbeit' erscheint in diesem Kontext als ein alternativer Erkenntnisweg, ein 'anderes Denken', das auf die Erkenntnis kollektiv verdrängter, von den Regeln des geordneten Diskurses quasi systematisch verschleierter 'Wahrheiten' abzielt. 'Traumarbeit' bezieht sich dabei nicht nur auf erzählte Träume im eigentlichen Sinn, sondern auf ein breites Spektrum traumanaloger Phänomene. Gegenstand der Untersuchung sind fiktionale Erzähltexte, die sich auf Erzählmuster psychologischer Falldarstellungen (Krankengeschichten) beziehen, wie man sie in Disziplinen wie Psychiatrie, Psychoanalyse etc. findet. Die zentrale Figur, die die psychische Krise durchlebt, ist in den untersuchten Erzählungen stets eine Dichter- bzw. Schriftstellerfigur. Das gesellschaftskritisch-utopische Anliegen der Künstlererzählung trifft auf das aufklärerische Erkenntnisversprechen der Krankheitsschilderung: Die 'Diagnostik' gilt hier nicht der Identifikation des individuellen Leidens, sondern dieses selbst verweist auf ein Größeres, Allgemeines; Traumarbeit ist hier nicht nach 'innen' gerichtet, sondern ein auf objektive Erkenntnis der Außenwelt gerichteter Denkvorgang: "Wirklichkeitsdiagnostik". Die zentralen Textbeispiele sind der im Psychiatriekontext spielende Roman "März" von Heinar Kipphardt (1976) um den "schizophrenen Dichter Alexander März" und der Prosazyklus "Schwindel. Gefühle." (1990) von W. G. Sebald, der die Tradition der Italienischen Reise mit Erzählmustern 'psychoanalytischer' Krankengeschichten kombiniert.
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Christian Quintes: Traumtheorien und Traumpoetiken der deutschen Romantik. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019 (= Cultural Dream Studies 6).
In diesem Buch wird das Verhältnis von Literatur, Wissen und Wissenschaft in der Epoche der Romantik exemplarisch anhand des Phänomens Traum untersucht. Daraus ergeben sich drei große Themenblöcke, nämlich die literarischen Darstellungen von Träumen, die wissenschaftlichen Traumtheorien der romantischen Anthropologie und die individuellen Traumtheorien, welche die in der Untersuchung behandelten Autoren unabhängig vom wissenschaftlichen Traumdiskurs hatten. Die Monographie beginnt mit einem kurzen Überblick über die methodischen Grundlagen und den Forschungsstand zum Traum in der Romantik. Das erste Kapitel befasst sich dann mit Novalis, dem Vater der romantischen Traumdichtung. Es folgt ein Großkapitel zur romantischen Anthropologie, in welchem die Traumtheorien G.H. Schuberts, I.P.V. Troxlers und C.G. Carus’ aufgearbeitet werden. Auf dieser Basis, der Traumpoetik Novalis’ und den wissenschaftlichen Traumtheorien, erfolgt eine umfangreiche Analyse der Traumdarstellungen und Traumtheorien E.T.A. Hoffmanns, Clemens Brentanos und Joseph von Eichendorffs. Am Ende der Untersuchung steht ein Synthesekapitel, in dem eine romantische Poetik des Traumes erarbeitet wird und aufgezeigt wird, in welchem Verhältnis die romantische Theorie des Traumes zu älteren Theorien steht.
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Kristina Höfer: Gespielte Träume und Traumspiele Traumdarstellungen in der Dramatik des 20. und 21. Jahrhunderts. Paderborn: Fink 2019. (= Traum - Wissen - Erzählen Band 4).
Der Traum hält für das Drama seit jeher ein besonderes Potenzial bereit. In Theaterstücken kann ein Traum erzählt, szenisch präsentiert oder als übergreifender Darstellungsmodus eingesetzt werden. Er eignet sich zur Motivierung der Handlung genauso wie zur dramatischen Selbstbespiegelung oder als Formprinzip. Ausgehend von August Strindbergs Ett drömspel (1902) untersucht die literaturwissenschaftliche Studie auf der Basis eines breiten Textkorpus Traumdarstellungen in Theatertexten ab 1900. In detaillierten Einzelanalysen repräsentativer Traumspiele von Werner Fritsch, Emine Sevgi Özdamar und Peter Handke zeigt das Buch zudem die selbstreflexiven und intertextuellen Dimensionen von dramatischen Traumdarstellungen auf und spürt dem engen Zusammenhang von Traum und Memoria nach.
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